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Motivation
Dieser Artikel ist ein Plädoyer für mehr Ausprobieren und weniger Perfektionismus.
Skin in the Game
„Skin in the Game“ bedeutet, dass eine Person ein berechtigtes Interesse am Erfolg oder Misserfolg einer Sache hat, an der sie beteiligt ist, und daher eine Motivation hat, dafür zu sorgen, dass sie erfolgreich wird.
Wenn beispielsweise ein Firmeninhaber „Skin in the Game“ hat, bedeutet dies, dass er sein eigenes Geld oder seine eigenen Ressourcen in das Unternehmen investiert hat und die Folgen seines Erfolgs oder Misserfolgs direkt zu spüren bekommt.
Der Ausdruck „Skin in the Game“ wird oft verwendet, um die Bedeutung persönlicher Verantwortung und Rechenschaftspflicht zu betonen. Es deutet darauf hin, dass Menschen eher verantwortungsvoll handeln und gute Entscheidungen treffen, wenn sie ein persönliches Interesse am Ergebnis haben.
Planspiel Börse
Quelle: KnowYourMeme.com
Kennt ihr noch das Planspiel Börse der Sparkassen? Da hat man fiktives Geld – 50.000€ – bekommen, um in Aktien zu investieren.
Das macht Spaß und man kann sich um des Profites Willen sehr weit aus dem Fenster lehnen. Wenn die Aktien einbrechen ist es auch egal. Ist ja kein echtes Geld. Aber hat man dann wirklich was gelernt?
Wenn man echtes Geld investiert, sieht die Sache schon anders aus, das ist ’ne ganz andere Nummer: Die ersten hart-erarbeiteten 100€ in seine Lieblingsaktie (oder Coin) gesteckt und am nächsten Tag bricht der Kurs um 10% ein. Halte ich das mental aus? Das ist echtes Skin in the Game!
Erst wenn etwas auf wirklich Echtes auf dem Spiel steht, merkt man wie Risiko-affin man gestrickt ist. Und das ist gut so!
First-hand experience
Autozeitung vs. Probefahrt
Mein Vater hat 40 Jahre lang drei Autozeitschriften im Abo gehabt. Er kannte bzw. kennt immer noch jedes technische Detail aller Fahrzeuge am Markt. Trotzdem hat er keine Ahnung, wie sich die Beschleunigung eines Tesla Model S im Ludicrous Mode anfühlt.
Bei mir selbes Spiel: Habe mich wochenlang über den Hyundai Ioniq 5 informiert. Der hat top Reviews bekommen, JP war begeistert. Dann Probefahrt: Hm, der sieht ja voll billig aus mit dem Kunststoff, besonders wenn er dreckig ist, ohne Heckscheibenwischer verdreckt der Bereich unter dem Diffusor, Kurvenlage auch seltsam (ist immer noch ein SUV) etc.
Am Ende ein klares Fazit: kein schlechtes Auto, aber auch kein passendes Auto für mich. Hätte ich vor der Fahrt nie gedacht, dass exakt diese Details mich stören würden, bzw. hat sich auch keiner drüber ausgelassen.
Probieren geht über Studieren
Nächstes Beispiel: ich wollte mir einen Fitness-Tracker zulegen und war schon wieder dabei Reviews zu lesen und Freunde / Bekannte / Kollegen zu interviewen, was ich mir denn zulegen sollte.
Dann kam mir die Erleuchtung: ich bestelle mir einfach ein Gerät unter 100€ und schaue dann.
Am Ende des Tages war es ein super trivialer Grund, warum ich das Gerät wieder zurückgeschickt habe: man konnte es nicht ausschalten.
Da ich nachts keine Uhren tragen kann, lag der Tracker dann auf meinem Nachttisch und blinkte munter vor sich hin.
Für mich ein K.-o.-Kriterium. Erstens stört mich das Geblinke und zweitens ist das Ding dann leer, wenn ich es brauche.
Die Moral von der Geschichte: Setzt euch ein Budget. Wenn etwas weniger als x € kostet, nicht recherchieren, einfach bestellen.
Wenn es nicht taugt, zurückschicken. Könnt ihr es nicht zurückgeben, setzt es auf eBay rein. Cut your losses.
Besser 50 € versenkt, als 10 Stunden eures Lebens mit Recherchieren verbracht.
Talkers vs Doers
Sicherlich kennt ihr diese Kollegen: „Man müsste mal“, „Wir sollten mal …“, „Warum hat noch niemand… ?“
Boah, geht mir das auf’n Sack. Das ist Prinzip TEAM – „Toll Ein Anderer Macht’s“.
In der Zeit wo noch über Pro und Contra fabuliert wird, hätte man die ersten Dinge oft schon selbst ausprobieren können.
Kennt ihr diese Litanei, wo Leute minutiös erklären, warum irgendetwas nicht geht, anstatt in der selben Zeit schon mal nach einem Lösungsansatz zu suchen?
Bestes Beispiel aus dem Freundeskreis: Kumpel, der ein Gesangstalent hat, wird gefragt, ob er Unterricht geben kann. Seine Antwort: Nein, da er keinen Chorleiterschein habe. WTF Ich kannte das Wort vorher gar nicht.
Versuch macht kluch!
Ich sehe das anders als Yoda: Es gibt doch ein Versuchen. Es muss ja nicht beim ersten Mal gleich perfekt werden. Inspect and Adapt!
Oder Wabi Sabi wie die Japaner das nennen: Die Akzeptanz des Vergänglichen und Imperfekten.
Running Experiments
Jurgen Appelo hat das mit dem Celebration Grid gut definiert: wenn man etwas ausprobiert, lernt man in jedem Fall etwas. Entweder weiß man danach wie es geht, oder man weiß dann, wie es nicht geht. Auf die Nase fallen ist in Ordnung. Nur Liegenbleiben sollte man nicht.
Scheitern ist in Deutschland immer noch verpönt, deswegen trauen sich viele nicht ihre Ideen umzusetzen – es könnte ja schiefgehen Leute davon müssen wir wegkommen.
Wenn ihr immer schon mal Klavier lernen wolltet: Macht ’ne Probestunde bei einem Lehrer. Ihr wollt zu keinem Lehrer? Holt euch das günstigste Digital-Piano, Thomann hat 30 Tage Money Back Garantie. Lernt mit yousician. Gebt euch das mal einen Monat und entscheidet dann, ob ihr weitermachen wollt.
Ihr wollt schreiben lernen? Registriert euch bei blogger / tumblr / medium und legt los. Taugt euch nicht? Löscht den Account wieder.
No excuses. Einfach mal machen.
Ich hatte das Problem, dass ich mich nicht zwischen zwei Video-Editoren entscheiden konnte. Schlussendlich habe ich beide beauftragt und beide fertig geschnittenen Videos hochgeladen.
Die großen Firmen machen das auch so, nennt sich A/B-Testing
Schuster bleib bei deinem Leisten
Das ist schon so tief in der deutschen Sprache verankert: sich nicht aus der Komfortzone herausbewegen, über kein Thema reden, worin man nicht mindestens promoviert hat. Klar, wenn auf einmal bei der WM / EM alle Fußballtrainer sind, die den Fußball nicht vom Basketball unterscheiden können, kann das auch nerven. Ich meine aber, man sollte über Dinge reden dürfen, die einen interessieren/begeistern, egal wie viel man darüber schon weiß. Vielleicht findet man ja Gleichgesinnte.
Früher fand ich den Spruch: „Work hard in silence – let success make the noise“ immer gut. Nur nicht zu früh an die Öffentlichkeit.
Heute bin ich eher Team 80:20. Ich haue es raus, wenn ich der Meinung bin, es ist zu 80% fertig. Lass das Publikum entscheiden, was noch fehlt, was man beim nächsten Mal besser machen kann. Iterativ & Inkrementell.
Beispiel dieser Blogartikel – kann ich jederzeit überarbeiten. Mit etwas Abstand, 3 Monate, halbes Jahr später, fallen mir eh noch dutzende Dinge auf, an die ich jetzt noch nicht gedacht habe. Oder Sätze die unklar formuliert sind, oder, oder, oder. Habe ich ihn trotzdem veröffentlicht? Gerade deswegen!
Wenn du Musiker werden willst, musst du dich früher oder später auch auf eine Bühne stellen und schauen, ob deine Musik das Publikum anspricht. Oder zumindest mal ein Video von deinem Können ins Netz stellen.
Invisible Scripts
Ramit Sethi hat das Konzept der „Unsichtbaren Skripte“ beschrieben:
Unsichtbare Skripte sind Wahrheiten, die so allgegenwärtig und tief in der Gesellschaft verankert sind, dass wir nicht einmal merken, dass sie unsere Einstellungen und unser Verhalten leiten. Wie Wasser für einen Fisch umgeben sie uns, auch wenn wir es nicht wissen.
Überlegt was euch aufhält, euch an neue Dinge heranzuwagen!
Minimum Viable Action
Ob man Jordan B. Peterson jetzt mag oder nicht, eine Sache, die er sagt, finde ich gut: Mache morgens die trivialste Sache als erstes: dein Bett!
So gestaltet man aktiv seine Umwelt, strukturiert seine Umgebung. Überlegt bitte immer: „Gibt es etwas was ich hier und jetzt machen kann?“ Ich denke so oft, ich bin „stuck“. Dann kommen mir aber auch mittlerweile direkt tausend Dinge, die ich trotz einer vermeintlichen Blockade machen kann. Solange ich nur anfange, irgendetwas zu machen.
Sweat the small stuff – Spülmaschine anschalten
Auch wenn sie nur zu 80 % voll ist. Witzigerweise finde ich noch Besteck, wenn die Maschine mal läuft. Dann kurz aufmachen und rin damit.
Es gibt so viele Dinge, die man einfach so machen kann:
- Eine E-Mail beantworten und sei es nur ein „kümmere ich mich drum“ schreiben.
- Rechtschreibfehler ausbessern, wenn ich sie finde
- Post aus dem Briefkasten holen
Habit stacking
Didi Hallervorden hat mal gesagt: „Man erkennt, dass man alt ist daran, dass wenn man sich zum Schuhe binden hinkniet, umschaut, ob man nicht gleich noch was anderes miterledigen kann.“
Dieses Prinzip nennt James Clear „Habit Stacking“: einer Sache, die man regelmäßig macht, eine weitere hinzufügen.
Nutze ich Mundspülung? Dann kann ich während ich gurgel noch ein paar Kniebeugen machen.
Premature Optimization
Viele Leute wollen ihre Systeme schon optimieren bevor der Motor so richtig auf Touren gekommen ist. Einen Onlineshop mit Bezahloptionen einrichten lassen, wenn sie noch nicht einmal irgendetwas via eBay verkauft haben. Ich habe kein Problem mit „Denken Sie groß“-Ansätzen. Man muss aber aufpassen, dass man sich nicht selbst blockiert:
„Ich kann ja noch nichts verkaufen, weil der Shop noch nicht fertig ist“ Doch Hans-Dieter, kannst Du!
Brauchst Du wirklich eine eigene Webseite, wenn Du Nachhilfe geben willst? Oder reicht da eventuell ein Aushang am schwarzen Brett im Supermarkt?
Ich habe das Gefühl manche Menschen suchen aktiv nach Hürden und Hindernissen, damit sie bloß nicht den nächsten Schritt machen müssen.
Das hat Steven Pressfield in seinem Buch „War of Art“ gut beschrieben.
All-in?
Man meint, es gibt im Leben Dinge, bei denen man immer all-in gehen muss:
Kinder – man kann nicht erst mal ein halbes Kind bekommen
Hausbau – man kann nicht erst mal den Keller bauen und dort leben
Es scheinen so ganz oder gar nicht Entscheidungen zu sein. Und dennoch:
Habt ihr mal einen Tag auf euren Neffen / Nichte / kleinen Cousin aufgepasst?
Habt ihr mal ein Zimmer in eurer Wohnung tapeziert?
Auch wenn es nicht der Real Deal ist, es gibt euch oft schon einen Wink mit dem Zaunpfahl.
Software
Und was hat das jetzt mit Software Entwicklung zu tun?
Neues Tool herunterladen und ausprobieren. Hat ein Kollege gemacht, seitdem benutzt das Team Sourcetree
- Schicke Library gefunden? Feature Branch erstellen und ausprobieren!
- Fehler gefunden? Ticket schreiben
- Ganz allgemein: die Pfadfinderregel beachten.
„Es gibt immer was zu tun, Yippiejaja-yippie-yippie-yeah“
Finanzen
Und was hat das mit Finanzen zu tun?
Kleinvieh macht auch Mist
- Sparplan mit 50€ pro Monat anlegen
- Arbeitgeber bietet VL? -> Bausparer anlegen
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